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  • AutorenbildSarah Schoeneich

Dieses Ding mit der Selbstfürsorge

Kennst du das auch, dass du eigentlich weißt, was dir gut tut, es dann aber trotzdem nicht machst?


Oh yes. Gerade vor ein paar Tagen ist es mir wieder „passiert“: ich kam von der Arbeit nach Hause, hatte einen langen aber guten Tag hinter mir, mich viel bewegt, gesund gegessen usw.. Ich war zwar schon müde, wollte aber gerne noch meinen Feierabend genießen. Kurz überlegt: Yoga oder lesen. Ich entschied mich für lesen - obwohl schon eine kleine Stimme in mir sagte, dass Yoga vielleicht die hilfreichere Wahl wäre. Oder einfach schlafen. Aber das Buch ist so gut… also auf die Couch.

Und dann der Gedanke, hm, vielleicht noch ein Snack. Also an den Kühlschrank und zum lesen noch gesnackt. 🥨


Eigentlich nicht schlimm, aber: ich weiß, dass es mir nicht gut tut. Und ich hatte danach ein schlechtes Gewissen und habe mich doof gefühlt. (Im Nachhinein habe ich mich dann auch noch gefragt : bin ich vielleicht zu streng mit mir und in so ner Selbstoptimierungs-Selbstkritik gelandet?)


Ein innerer Konflikt, der schnell dazu führen kann, dass man denkt:

WAS IST EIGENTLICH MIT MIR LOS??

Treffe ich eine Entscheidung für etwas, was mir Spaß macht, aber mir evtl. im Nachhinein nicht so gut tut?

Oder für etwas, zu dem ich mich überwinden muss, das mir aber eine positive Form von Energie gibt?


Und manchmal ist es für mich sogar noch komplizierter und ich bin kurz davor, das Hilfreiche zu wählen und dann komme ich aber irgendwie nicht ran. Ist das wirklich das richtige? Kann/darf/sollte ich das tun, oder lieber was anderes? Ich erinnere mich an Situationen, in denen ich die Laufklamotten schon anhatte und mich dann (wider besseres Wissen) entschieden habe, doch nicht zu laufen.... 🤯


Wieso ist das eigentlich manchmal so schwer?


Einen Ansatz um das zu verstehen bietet da für mich das NARM Modell und zwar insbesondere das Verständnis der Autonomie- (& Verbindungs-) Überlebens-Strategie:


Jeder Mensch strebt danach, folgende Kernfähigkeiten oder auch Kernbedürfnisse ausdrücken zu können:

  • frei nach den eigenen Bedürfnissen explorieren und in eine sichere Bindung zurückkehren können

  • Fähigkeit Grenzen zu setzen und Nein sagen zu können

  • Fähigkeit die eigene Unabhängigkeit auszudrücken und zu leben

  • Die eigene Meinung ohne Schuld und Angst auszudrücken

Wenn ich (zumeist) als (Klein-) Kind die Erfahrung gemacht habe, dass

  • meine Bedürfnisse zwar von meinen Bezugspersonen erfüllt werden, wenn ich konform bin, es aber Probleme gab, wenn ich Autonomie entwickle und meine eigenen Bedürfnisse äußere und danach handle,

  • selbst machen und ausprobieren von meinen Bezugspersonen unterbunden wird (weil sie Ängste haben, Kontrolle ausüben, etc.)

  • mir danach ein schlechtes Gewissen gemacht wurde und ich nicht in eine sichere Bindung zurückkehren konnte,

dann war ich gezwungen, entweder meine Selbstständigkeit oder die Verbindung mit den Eltern zu verraten. Es ging also entweder Autonomie oder Verbindung, aber nicht beides zusammen. Da die Bindung zu den Bezugspersonen überlebenswichtig ist, ein echtes Dilemma.


Diese Erfahrung führt also dazu, dass ich möglicherweise das eine mache -- und es kommt Scheiße dabei raus. Dann mach ich das andere -- und es kommt auch Scheiße dabei raus. Letztendlich entwickelt sich dadurch möglicherweise

  • ein feines Gefühl dafür, was andere brauchen

  • der Eindruck, ich könne mir selbst nicht vertrauen,

  • der Eindruck, ich wisse nicht, was gut für mich ist,

  • der Eindruck, keine Grenzen setzen zu können,

  • ein konstanter innerer Konflikt,

  • die Herausforderung, Bedürfnisse zu erkennen und ihnen nachzugehen,

  • in Bindungen ein ständiges inneres Schwanken: Bleiben oder gehen? Nähe oder Distanz? Mein Bedürfnis oder dein Bedürfnis? ...


NARM-Modell, die Autonomie und Verbindungs-Überrlebens-Strategie

Puh. Und wie jetzt damit umgehen? Für mich war es sehr hilfreich, das alles erstmal zu wissen.


Als zweiten Schritt empfiehlt es sich, zu erforschen, was dir wirklich und in den allermeisten Fällen gut tut. Für mich sind das beispielsweise Waldspaziergänge. Danach ist eigentlich immer alles besser als zuvor. Vielleicht ist es auch Yoga, joggen, ne nette Serie gucken, dich mit Freunden treffen - whatever. Finde heraus, was dir wirklich (fast) immer hilfreich ist und schaffe dir Strukturen, um im Notfall erinnert zu werden. (Ich hab mir nach meinem Lese-Snack-Ereignis) ein Post-it an den Kühlschrank geklebt, auf dem steht: "oder lieber Yoga…?")


Und als dritten Schritt könntest du probieren, was geschieht, wenn du mehr mit und denkst: Was wäre, wenn dein Bedürfnis legitim ist und mein Bedürfnis auch? Was wäre, wenn ich in einer Beziehung, die Nähe schafft, auch auf Distanz gehen darf, wenn mir danach ist?


Diese können kleine Ansätze sein, im Alltag kleine Veränderungen zu schaffen. Wenn du bemerkst, das klappt allein nicht gut, such dir Unterstützung. Es gibt viele tolle Therapeut:innen und Coaches, die mit großartigen Ansätzen arbeiten. Wenn NARM für dich Sinn macht, findest du hier NARM-Practitioner in ganz Deutschland.


Ich wünsche dir viel Heilung auf deinem weiteren Weg.



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