Vor einigen Tagen saß ich mit meinem Mann vorm Kamin und fühlte mich gut.
Plötzlich spürte ich, wie etwas in mir aufstieg, das sich irgendwie bitter anfühlte, aber weder nach Groll noch nach Frustration.
Es war Wut!
Das ist für mich eher ungewöhnlich, denn mein System schiebt Wut (und oft auch Freude) meistens den Riegel vor. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mit beiden Kräften oft falsch war, weil mein Umfeld sie nicht mit mir halten konnte. So gibt es innere Anteile in mir, die Wut unterdrücken und Freude schnell relativieren, damit ich andere damit nicht überfordere.
Neulich Abend spürte ich sie also, die Wut, und war ganz überrascht. Ich wollte ihr Raum geben und schnappte mir ein Kissen und schrie rein. Einmal, zweimal, mein Mann feuerte mich zu einem dritten Mal an. Mir war noch nach ein paar Flüchen und dann bemerkte ich, wie sich noch etwas anderes mit reinmischte, das sich wieder nach "Deckel drauf" anfühlte.
Auch, wenn ich weiß, dass dieser Anteil -- der mit für meine Dissoziation verantwortlich ist -- mich nur schützen möchte, ist er nicht mehr besonders hilfreich in meinem Hier und Jetzt. Daher war mir klar, dass ich die Entscheidung treffen muss:
Was bekommt Raum?
Ich entschied: Das nicht. Und bemerkte, dass ich dafür Ablenkung brauche.
(Ablenkung ist legitim, wenn sie Dich unterstützt und Dir dabei hilft, alte Verhaltensweisen abzulegen. Wenn Du sie nutzt, um Dich mit Themen nicht zu konfrontieren, steht sie Deiner Entwicklung vermutlich eher im Weg.)
Für mich ist dieses dezidierte, feine spüren, was in meiner Innenwelt geschieht (= Interozeption) eine große Errungenschaft, weil ich so in der Lage bin, mich selbst zu halten und meine eigenen Bedürfnisse zu bedienen. Und auch um Hilfe zu bitten, wenn es notwendig ist.
Wenn es Dir schwerfällt,
mit herausfordernden Gefühlen umzugehen,
zu spüren, was Du in einer spezifischen Situation brauchst und was Dich nährt,
und welche Gefühle und Emotionen Raum bekommen sollen und welche eher nicht,
lade ich Dich dazu ein, Dir aktiv Zeiten einzurichten, um Deine Aufmerksamkeit nach innen zu richten und zu spüren, was Du dort gerade bemerkst:
auf der körperlichen Ebene
auf der mentalen Ebene, also in Deiner Gedankenwelt
und auf der emotionalen Ebene.
Wenn Du es herausfordernd findest, diese Forschungsreisen in Deine Innenwelt allein zu bestreiten, empfehle ich Dir, Dir dafür Unterstützung zu suchen. Ich weiß, dass die Wartelisten bei Therapeut:innen unendlich lang sind, deshalb hier ein paar gute Gründe, um Hilfeangebote selbst zu zahlen. (Bei materiellen Gütern zögern wir meist nicht, Geld dafür zu investieren; bei unserer eigenen Entwicklung jedoch schon. Aber das ist vielleicht einen weitern Blogeintrag wert.)
Eine weitere gute Möglichkeit, Deine Innenwelt zu erkunden, ist traumasensibles Yoga. Hier findest Du eine Liste von Anbieter:innen nach PLZ sortiert. Im Raum Bremen und umzu kannst Du gern in einen meiner Kurse kommen oder mich für eine 1:1 Beratung kontaktieren, die wir auch online durchführen können.
Ich wünsche Dir viel Forscher:innen-Geist und eine wunderbare Entfaltungsreise.
Deine Sarah
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