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  • AutorenbildSarah Schoeneich

Von Selbsthass zu Selbstliebe - über Umwege



Ich erinnere mich zurück an eine Zeit, in der ich es nicht geschafft habe, mir morgens die Beine einzucremen, weil ich sie zu eklig fand. Fett und hässlich.


Ich erinnere mich daran, dass ich eine Weile lang probiert habe, von einem Apfel und ner Buttermilch am Tag zu leben. Die Kilos purzelten, aber - Überraschung! - ich fand mich dadurch trotzdem nicht schöner und auch nicht wertvoller.

Ich hab mich in jedem Schaufenster abgecheckt, nur um mich darin bestätigt zu sehen, dass mein Körper vollkommen unförmig ist.


Als ich es kaum noch mit mir selbst ausgehalten habe, hab ich mich meinem damaligen Hausarzt mitgeteilt. Er schrieb mir auf ein Rezept: Gewaltfreie Kommunikation.

In erster Linie, um mit mir selbst einen gewaltfreieren Umgang zu finden.

Ich glaube, das war vor 7 Jahren. Ich machte damals auch eine Psychotherapie, die schon auch half. Doch die Beschäfti


gung damit, wie ich überhaupt mit mir selbst umgehe, war für mich ein absoluter Mindshift.


Ich besuchte ein Seminar und Übungsgruppen (bei David Ginati). Zu bemerken, dass ich Gefühle habe, die mich auf Bedürfnisse hinweisen und mitzuschneiden, wie harsch ich mit mir selbst spreche, das waren Schlüsselerlebnisse.


Seither habe ich mich viel mit mir und meinem Selbst-Wert beschäftigt. So kam ich auch zum Thema Coaching und habe dann die NLP Practitioner und Coach Ausbildung absolviert. Ich habe mir dadurch unglaublich viel erarbeiten können.


Das heißt nicht, dass du unbedingt Ausbildungen machen musst, um dich wohler mit dir selbst zu fühlen. Sondern es sind die folgenden drei Schritte, die für mich zum Selbsthass zur Selbstliebe geführt haben:


  1. Selbst-Bewusstsein

  2. Selbst-Wirksamkeit

  3. Selbst-Vertrauen



Selbst-Bewusstsein

Der Begriff wird kurioserweise oft mit Selbst-Vertrauen verwechselt: "So selbstbewusst wie die wäre ich auch gern!" Im Sinne von: so selbstsicher würde ich auch gern auftreten können.

Selbst-Bewusstsein meint aber zum einen, dass ich mir darüber bewusst bin, dass ich ein Selbst bin.


Das Selbst ist die Essenz, der unzerstörbare Kern, das immerwährende Licht in dir, das auch leuchtet, wenn es um dich rum dunkel ist.

Manchmal ist das Selbst überdeckt von inneren Anteilen, die die Regie übernehmen und gleichsam ist es immer da. (Siehe dazu auch Infos zum IFS).

Zum zweiten meint Selbst-Bewusstsein, dass ich mir über meine Muster, Verhaltensweisen und be


stenfalls auch deren Ursprung bewusst werde. Dazu ist es auf jeden Fall nötig, dich mit dir zu beschäftigen. Dir Zeit für dich zu nehmen, dich zu spüren, wahrzunehmen. Deine Gefühle zu erkunden und die Bedürfnisse, die dahinter stehen. Die Glaubenssätze kennenzulernen, die dir irgendwann eingebläut wurden und die zunächst als ein Teil unverrückbarer Realität erscheinen. Frage dich: ist es wahr, was ich über mich denke? Kann ich mit absoluter Sicherheit wissen, dass es wahr ist? In welchen Momenten war das vielleicht ein kleines bisschen anders?


Selbst-Wirksamkeit

... bedeutet, Einfluss nehmen zu können. "Unter Selbstwirksamkeit wird die Überzeugung einer Person verstanden, auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können" (Bandura 1997).

Aus meiner Sicht ist Selbst-Bewusstsein dafür eine Voraussetzung. Wenn ich mich und meine Muster kenne und weiß, dass ich bspw. in stressigen Phasen dazu tendiere, mich und meinen Körper zu vernachlässigen, dann kann ich Maßnahmen treffen, um anders zu handeln, um gewappnet zu sein. Wenn ich weiß, dass ich auch schon in der Vergangenheit Krisen bewältigt habe und Ressourcen dafür besitze, kann ich diese möglicherweise wieder einsetzen. Wenn ich mir für die Dinge Unterstützung suche, die ich nicht alleine bewältigen kann, dann ist der Akt des Hilfesuchens ebenfalls selbstwirksam: Ich erkenne, da braucht es gerade noch jemanden, der mir unter die Arme greift, bis ich alleine weiterlaufen kann.


Selbst-Vertrauen

Wenn ich meine Verhaltensw


eisen kenne, sie einschätzen kann, meine Gefühle als Hinweise auf Bedürfnisse (erfüllt oder unerfüllt) wahrnehme, schwierige Situationen aus eigener Kraft oder mit Hilfe von außen bewältige, lernt mein System, dass ich gut für "uns" (mein Selbst, meine inneren Anteile, meinen Körper, meinen Geist) sorgen kann. So kann ich mir selbst vertrauen. Ich kann mich auf mich verlassen, zumindest einen Großteil der Zeit. Selbst-Vertrauen scheint bei einigen Menschen eine natürliche Gegebenheit zu sein; bei anderen kommt es nicht von allein. Wenn du dir mehr Selbst-Vertrauen wünschst, dann möchte ich dich ermutigen, dich auf den Weg zu machen. Dich kennenzulernen, zu erforschen, (ein)schätzen zu lernen.


© Melanie Grabowski Photographie

Ich habe immer noch Phasen, in denen ich mich nicht leiden mag, doch die sind recht selten geworden. Ich durfte durch die oben beschriebenen Entfaltungsschritte gehen und der größte Unterschied ist, dass ich meinen Wert nicht mehr anhand der Form meines Körpers definiere. Ich verstehe meinen Körper mittlerweile als Gefährtin, die mich treu durchs Leben trägt. Die in ihrer eigenen Sprache mit mir spricht und mir deutlich macht, wenn ich mich nicht gut um sie kümmere. Und die sich mit mir freut, wenn ich mich gut um sie kümmere.


Ich habe immer noch herausfordernde Themen, die ich als lebenslange Lernaufgaben betrachte. Doch mittlerweile fühle ich mich in mir zuhause.


Und das kannst du genauso für dich erschaffen.

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