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AutorenbildSarah Schoeneich

Über die (Un-) Geduld - ein Beitrag für Radio Bremen

Ein Thema der aktuellen Weltlage ist das Warten. Auf die Bahn, auf Arzttermine, auf bessere Zeiten. Wir, als Gesellschaft, für die das meiste immer und sofort Verfügbar ist, sind das Warten kaum noch gewohnnt und so löst es oft Ungeduld aus, warten zu müssen.


Radio Bremen hat mich in einem Interview gefragt, was Ungeduld eigentlich ist und wie wir üben können, warten aushalten zu können.

Ungeduld ist ja ersteinmal nichts Negatives, sondern kann sogar freudige Gefühle mit sich bringen. Vielleicht erinnerst Du Dich noch an die kindliche Vorfreude auf Geburtstage oder freust Dich auch heute noch wie ein:e Schneekönig:in auf ein Werder-Spiel.


Doch oft verbinden wir Ungeduld eher mit Frust oder sogar Wut. Doch was ist Ungeduld eigentlich? Im Prinzip zeigt Ungeduld eine Diskrepanz zwischen meiner Erwartung an eine Situation und der Realität. Darin liegt ersteinmal eine positive Intention, denn ich möchte ja, dass etwas für mich anders und i.d.R. besser ist, als es jetzt gerade ist. Doch natürlich kann ständige Ungeduld auch zu Stress führen und dieser im schlimmsten Fall negative Folgen für die Gesundheit haben.


Was kannst Du also tun, wenn Du oft ungeduldig mit der Welt oder auch Dir selbst bist?


  1. Immer wieder unterschätzt und doch so immens hilfreich und heilsam ist: Atmen. Mittlerweile ist die Wirkkraft des Atmens neurowissenschaftlich untersucht und bestätigt. Bewusst 4 Sekunden ein- und 6 Sekunden ausatmen, bestenfalls über 5-10 Minuten beruhigt das Nervensystem und stärkt die Herzratenvariabilität. Besonders in Verbindung mit einer kurzen Meditationseinheit oder auch mit einer regelmäßigen Yogapraxis kann Atmen wirklich Wunder wirken.

  2. Eine weitere Möglichkeit ist, die Dinge in Perspektive zu rücken. Wird Dich die Situation auch in 4 Wochen noch belasten oder einen bleibenden Effekt auf Dein Leben haben?

  3. Oder mach Dir bewusst: Ist Deine Situation veränderbar oder unveränderbar? Wenn sie veränderbar ist, kannst Du in Aktion gehen oder bewusst Grenzen ziehen. Sogar, wenn Du im Stau stehst, kannst Du die Situation beeinflussen, indem Du bspw. einen inspirierenden Podcast hörst. Wenn Du monatelang auf wichtige Arzttermine warten musst, kannst Du schauen, welche Maßnahmen Dir jetzt schon helfen können. (Auch für Long-/Post-Covid-Patient:innen gibt es übrigens mittlerweile hilfreiche Tipps und Strategien.) Wenn Du extrem gestresst bist, kannst Du Dinge tun, die Dir in der Vergangenheit schon geholfen haben. Übrigens: Wenn Du denkst, dafür doch gerade erst recht keine Zeit zu haben, solltest Du Dir für diese hilfreichen Dinge sogar doppelt so viel Zeit nehmen. Wenn Deine Situation gerade unveränderbar ist, so hast Du immer noch mindestens zwei Optionen: Akzeptiere und lasse los oder halte weiter aus und klage bewusst.

Wenn diese Dinge Dir nicht helfen und Du unter Deiner Ungeduld oder Deiner Warte-Situation weiterhin leidest, kann ich Dir nur ans Herz legen, Dir eine Begleitung zu suchen. Jede Veränderung braucht Pflege und manchmal ist es hilfreich, damit nicht alleine zu sein.

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